Bismarcks Kulturkampf

Julian David, Leon Riedel, Aaron Köditz, Raphael Matjeschk • Lesezeit: 10min • 07. Januar 2024

Der Kulturkampf Bismarcks war eine politische Auseinandersetzung in den 1870er Jahren, die darauf abzielte, die Einflussnahme der katholischen Kirche in Deutschland zu verringern und die Integration der katholischen Bevölkerung in das nationalistische und protestantisch geprägte Deutsche Kaiserreich zu fördern.

Ursachen

  • Katholiken sahen in Religionsvertretern (Papst, Bischöfe) nicht nur religiöse, sondern auch politische Autoritäten
    • Widersprach den Ansichten des neu gegründeten Nationalstaates
  • Streit zwischen Weltlicher und Geistlicher Macht sowie Neuordnung dieser nach der Reichsgründung
  • Luthers Kampf “innerhalb” der Kirche um Auslegung der Heiligen Schriften und Stellung des Papstes
  • Enzyklika Quanta cura (1864) und deren Zusatz Syllabus errorum (1864)
    • Rundschreiben vom Papst an Bischöfe
    • Verurteilte Trennung von Kirchen und Staat, Denkschulen der Zeit, Religions- und Gewissensfreiheit

Auslöser

  • Reichsgründung und Reichsproklamation 1871 in Versailles ohne Anwesenheit des Papstes
  • Aufhebung der katholischen Abteilung im preußischen Kultusministerium am 08.07.1871

Ablauf

  • Erste Vatikanische Konzil (EVK) vom 8.12.1869 bis zum 20.10.1870
    • Bereitete Konstitutionen vor
    • Führte zur Abspaltung der Altkatholiken (keine Unfehlbarkeit des Papstes)
  • Ablauf von Provokation und Gesetzesverschärfungen folgte immer demselben Muster von „Actio et Reactio“
    • Past forderte Entlassung der Altkatholiken und unterstützte Unabhängigkeitsbewegungen, Preußen reagierte mit der Aufhebung der katholischen Abteilung im Kultusministerium sowieso Gesetzesverschärfungen, Geld- und Haftstrafen
    • Zivilehe wurde eingeführt
    • Aufhebung der “Kirchenartikel”, die Autonomie der Kirche innerhalb der Verfassung sicherte
  • 1872 Diplomatische Beziehungen eingestellt
  • Bis Ende des Kulturkampfes 2000 Priester in Haft, viele flohen ins Ausland
  • Preußen beschlagnahmte 16 Millionen Goldmark

Ende

  • Konflikt erst 1887 diplomatisch beendet, nach jahrelangem Abbruch jeglicher demokratischer Beziehungen
  • 2 Gründe erleichterten die Beendigung des Kulturkampfes:
    1. Der Tod Puis IX. am 07.02.1878 führte zu einer Auflockerung der verhärteten Positionen. Dies manifestiert sich in der Rücknahme mancher Gesetze, die ab 1880 begannen und 1878 formal abgeschlossen waren
    2. Bismark erlitt in Bezug auf Frankreich eine außenpolitische Niederlage. Im Kriegsfall stünden England und Russland Frankreich zur Seite, was Bismark dazu zwang, sich mehr auf die Innenpolitik zu konzentrieren, was eine Versöhnung mit der Kirche beinhaltete.

Folgen bis heute

Das Logo der Zentrumspartei in 2022

  • Diskriminierung von Katholiken
  • Erstarken der Zentrumspartei
  • Rücknahme mancher Gesetze
  • Säkularisierung, strikte Trennung von Kirche und Staat
    • Zivilehe
    • Schulen nicht geistlich geprägt
  • Folgen auf die deutsche Parteigeschichte heute lässt sich schwer abschätzen, Zentrumspartei erhielt Zuwachs, CDU als Pendant zum Zentrum heute noch sehr stark

Beurteilung des Kulturkampfes und dessen Erfolg

  • Bedeutender Konflikt in der deutschen Geschichte
  • Bismark verfehlte sein Ziel, da die Zentrumspartei erstarkte
  • Langfristig erfolg, da mehr staatliche Kontrolle über kirchliche Angelegenheiten

Quelle

Dr. Eduard Hüsgen

Die Quelle, verfasst von Eduard Hüsgen im Jahr 1907, reflektiert die schwierigen Zeiten des Kulturkampfes im Deutschen Reich. Als Vorsitzender des „Augustinervereins zur Pflege der katholischen Presse" vertritt Hüsgen klar die katholische Seite des Konflikts und bringt ihre Perspektive auf die Auseinandersetzung zwischen Staat und Kirche zum Ausdruck.

Hüsgen beschreibt den Kulturkampf als eine Zeit der Spaltung und des Misstrauens, in der Katholiken als Reichsfeinde betrachtet und politisch sowie gesellschaftlich benachteiligt wurden. Seine Darstellung betont die Diskriminierung und die Ungleichbehandlung, der Katholiken ausgesetzt waren – eine Einschätzung, die stark von seiner Rolle als Vorsitzender eines katholischen Vereins geprägt sein könnte.

Besonders kritisierte Hüsgen die Justiz, die unter politischem Druck stand und Maßnahmen gegen Zeitungen der Zentrumspartei ergriff, ohne rechtmäßige Gründe. Seiner Meinung nach führte dies zu einer Einschränkung der Pressefreiheit und einer Ungerechtigkeit bei der Verfolgung von Gesetzesverstößen, wobei Zeitungen der Zentrumspartei härter bestraft wurden als liberale Medien für ähnliche Vergehen.

Hüsgens Sichtweise auf den Kulturkampf ist eindeutig von Parteilichkeit geprägt und reflektiert die Position eines engagierten Vertreters der katholischen Gemeinschaft. Seine Interpretation hebt die Ungerechtigkeiten und die Atmosphäre der Unterdrückung während dieser Zeit hervor, wobei er die Handlungen des Staates und der Justiz als schädlich für die Gesellschaft und als Angriff auf die Pressefreiheit darstellt.

Es ist wichtig anzumerken, dass Hüsgens Analyse die Perspektive einer Partei widerspiegelt und daher nicht zwangsläufig als umfassende und objektive Darstellung des Kulturkampfes betrachtet werden kann. Dennoch bietet sie wertvolle Einblicke in die Wahrnehmung und die Erfahrungen der katholischen Gemeinschaft während dieser kontroversen Periode der deutschen Geschichte. Besonders kritisierte Hüsgen die Justiz, die unter politischem Druck stand und Maßnahmen.

In der Gesamtbetrachtung des Kulturkampfes stellt Eduard Hüsgens Darstellung einen bedeutenden Beitrag zur historischen Aufarbeitung und Interpretation dieses komplexen Konflikts dar. Seine Perspektive, geprägt von der tiefen Verbindung zur katholischen Gemeinschaft und der aktiven Rolle im „Augustinerverein zur Pflege der katholischen Presse", bietet einen einzigartigen Einblick in die Erfahrungen und Wahrnehmungen der Katholiken während dieser turbulenten Periode. Indem Hüsgen die Diskriminierung, die Ungerechtigkeiten in der Justiz und die Einschränkungen der Pressefreiheit hervorhebt, trägt er dazu bei, die Komplexität und Intensität der Spannungen und Konflikte, die den Kulturkampf prägten, zu beleuchten. Seine Analyse fordert uns heraus, die vielschichtigen Dynamiken und die tiefgreifenden Auswirkungen dieses historischen Konflikts zu verstehen und zu reflektieren. Zugleich unterstreicht sie die Bedeutung, Hüsgens Darstellung im Kontext anderer zeitgenössischer Quellen und Perspektiven zu betrachten, um ein ausgewogenes und nuanciertes Verständnis des Kulturkampfes zu erlangen.

Hüsgens Quelle bietet einen wertvollen, wenn auch subjektiven und einseitigen Einblick in die Erfahrungen der katholischen Gemeinschaft während des Kulturkampfes. Seine Schilderung betont die Spaltung der Gesellschaft, die Ungerechtigkeit in der Justiz und die Bedrohung der Pressefreiheit. Seine starke Parteilichkeit als Vertreter der katholischen Seite führt jedoch zu einer einseitigen Darstellung der aktuellen Lage dieser Zeit. Es ist wichtig, diese Perspektive durch andere Quellen zu ergänzen, um ein ausgewogenes Verständnis dieses historischen Konflikts zu erlangen.

Quellen

Die Quellen findest du hier.